Ein Wolf im Haus – Wie sich die Verwandtschaft auf unseren Hund auswirkt
von Dorothee Dahl
Viel diskutiert, aber inzwischen eindeutig geklärt: Der Wolf ist der direkte Vorfahre unserer Hunde. Namhafte Wolfs- und Hundeforscher haben den Weg vom wilden Wolf zum domestizierten Haushund nachvollzogen und plausibel beschrieben. Schon lange gibt es eine dichte Verbindung zwischen Wolf und Mensch, die beiden gedient hat: Den Wölfen, weil sie in der Nähe der Menschen Nahrung fanden, den Menschen, weil die Wölfe ihre Lager sauber hielten. Später, als Wolfswelpen in menschlicher Obhut groß wurden, nahm die Fluchttendenz dieser Tiere immer mehr ab und sie entwickelten sich zu Jagdgenossen, die nah mit ihren Menschen zusammenlebten.
Der Wolf im Yorkshire Terrier
Natürlich fragen wir uns, was beispielsweise ein kleiner Yorkshire Terrier noch mit dem Wolf gemein hat. Auch wenn Wolf und Hund genetisch nahezu identisch sind, fällt es uns schwer, in dieser „Handvoll Hund“ die graue Eminenz noch zu erkennen. Durch Zucht und Rasseauslese hat sich das äußere Bild des Hundes stark verändert und es gibt nur noch wenig Rassen, wie den deutschen Schäferhund und den Husky, in denen wir den Vorfahren Wolf wirklich erkennen können.

Die Ähnlichkeit, aber auch der Unterschied liegt viel mehr im Verhalten. Bis heute erklärt man Hundeverhalten oft mit falschen Vorstellungen vom Wolfsverhalten und viele Probleme werden im Zusammenhang mit vermeintlichem Rangordnungsdenken gesehen.
Es wird immer wieder davon gesprochen, man müsse für seinen Hund ein gutes Alphatier sein. Tatsächlich wird aber ein solches Hierarchiedenken beim Hund angezweifelt und viele Hundetrainer rücken von dieser Sichtweise ab.
Ein weiterer signifikanter Unterschied liegt im Kommunikationsverhalten. Wölfe kommunizieren im Gegensatz zu Hunden mehr mit ihrer Körpersprache und Mimik. Hunde dagegen setzen Knurren, Gebell und andere Lautäußerungen zur Kommunikation ein.
Bei ängstlichen Hunden kann man aber Ähnlichkeiten mit dem Wolf beobachten. Wölfe haben einen hohen Fluchtinstinkt und reagieren auf Reize hochsensibel. Man könnte deshalb fast behaupten, ängstliche Hunde verhielten sich eigentlich wie ganz normale Wölfe.Die Standardstrategie des Wolfes für den Umgang mit Angst auslösenden Reizen war immer die Flucht. Wenn der Wolf merkt, dass ihm die Flucht nichts nützt, kann es sein, dass er sich verteidigt.
Dies wird er immer aus einer Situation heraus tun, die sich für ihn alsNotsituation darstellt. Im Vergleich mit dem Hundverteidigen sich manche ängstliche Hunde auch dann, wenn sie sich in die Enge gedrängt fühlen. Wölfe und Hunde sind normalerweise nur dann aggressiv, wenn ihnen kein anderer Ausweg bleibt, wobei der Hund dieses Verhalten möglicherweise erst sehr viel später einsetzen wird, als sein grauer Vorfahre.
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