Cushing - Das Cushing-Syndrom, Morbus Cushing
Was genau versteht man unter Cushing?
Cushing (auch Cushing-Syndrom, Morbus Cushing, Hyperadrenocorticismus oder Hypercortisolismus genannt) ist eine hormonelle Erkrankung. Sie heißt so, weil ein amerikanischer Arzt namens Harvey Williams Cushing sie entdeckt und über sie geforscht hat.
Für die Krankheitssymptome bei Cushing sorgt ein Zuviel an Cortisol, einem körpereigenen Hormon, das - wie viele andere Hormone - überlebenswichtige Funktionen hat, z. B. die Regulierung des Blutzuckergehalts und des Fettstoffwechsels, aber auch die Schmerzbekämpfung. Cortisol hat Einfluss auf den Muskel- und Knochenaufbau, auf die Nieren und auf das Immun- und Nervensystem. In Stresssituationen, bei körperlichen Belastungen, z. B. bei einem Tierarztbesuch, nach Operationen, bei Fieber oder bei zu niedrigem Blutzucker wird mehr Cortisol ausgeschüttet und verbraucht als im entspannten Zustand, und das ist auch gut so..
Wenn allerdings aufgrund einr Fehlfunktion im Organismus das Cortisol in unkontrollierten Mengen ausgeschüttet wird, dann ist dies schädlich und muss behandelt werden.
Es gibt zwei Arten der Cushing-Erkrankung: eine, die von der Hirnanhangdrüse (hypophysärer Cushing) ausgeht, in der Regel verursacht durch einen winzigen gutartigen Tumor (Adenom) und die bei ca. 80-85% aller Hunde vorkommt. Die andere Form (adrenaler Cushing) entsteht durch einen Tumor an den Nebennieren, der sowohl gutartig als auch bösartig sein kann. Diese Form betriff ca. 15-20% der Hunde mit Cushing. Bei der hypophysären Cushing-Form sind beide Nebennieren vergrößert, bei der adrenalen Form ist meistens nur eine vergrößert und die andere ist unauffällig oder verkleinert (s. auch weiter unten unter „Ultraschall).
Es gibt in einigen Fällen auch einen von außen herbeigeführten, den sog. iatrogenen Cushing. Dieser wird fast immer durch länger andauernde Gaben des Medikaments Cortison hervorgerufen, das eine synthetische Nachbildung des körpereigenen Hormons ist. Diese medikamentös herbeigeführte Cushing-Form bildet sich normalerweise nach dem Absetzen des Mittels wieder zurück.
Typische Symptome (Anzeichen) von Cushing
Cushing-Hunde sind meistens älter als 6 Jahre. Grundsätzlich kann die Erkrankung bei allen Rassen auftreten, am häufigsten kommt sie beim Pudel, Dackel, beim Deutschem Schäferhund, beim Boxer sowie bei Retriever- und bei Terrier-Rassen vor.

typischer Cushing-Bauch
Die typischen erkennbaren Symptome von Cushing entwickeln sich oft schleichend über Monate; daher sind sie anfangs schwer zu erkennen. Manche Tiere haben eine Vielzahl von Cushing-Anzeichen; andere haben vielleicht nur ein einziges Merkmal. Diese können sein:
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Viel Urinieren (Polyurie)
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Viel Trinken (Polydipsie)
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Viel und gierig Fressen (Polyphagie)
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In seltenen Fällen auch Appetitlosigkeit
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Fettansammlung am Rumpf (Stammfettsucht), oft mit Hängebauch
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Haarkleid- und Hautveränderungen (manchmal mit Haarausfall und Hauterkrankungen)
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Hecheln
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Antriebslosigkeit (Lethargie)
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Muskelschwäche
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Fehlen des Sexualzyklus bzw. -triebs
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Blutungsneigung
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Knochenprobleme
Es können Begleit- und Folgeerkrankungen von Cushing auftreten, u.a. Bluthochdruck, bakterielle Harnwegsinfektion, Diabetes Insipidus, Pankreatitis. Bei 5 – 10% der Hunde entsteht ein Diabetes Mellitus.
Welche Untersuchungen zur Feststellung von Cushing sollten beim Tierarzt gemacht werden?
Körperliche Untersuchung
Der Tierarzt wird bei der Erstuntersuchung zunächst die oben genannten Anzeichen beim Halter abfragen bzw. selbst feststellen. Neben der körperlichen Untersuchung (Abtasten, Maulhöhle und Ohren anschauen, Untersuchung des Bewegungsapparats und der Haut) können bildgebende Verfahren weitere Auskunft geben.
Ultraschall
Mit dem Ultraschall kann die Größe und Beschaffenheit der Nebennieren festgestellt werden. Weil die Nebennieren nur wenige Millimeter groß sind und in der Tiefe des Bauchraums liegen, sollte der Ultraschall auf jeden Fall von einem Experten und mit einem modernen Gerät durchgeführt werden! Bei der hypophysären Cushing-Form, die am häufigsten vorkommt (s. o.), sind beide Nebennieren minimal vergrößert, und bei der anderen Form ist in der Regel eine Nebenniere deutlich vergrößert.
Röntgen
Oft kommen bei Cushing Vergrößerungen der Leber (Hepatomegalie) vor. Diese lässt sich zumeist im Röntgenbild besser darstellen als im Ultraschall. Die Lebervergrößerung entsteht durch die Einlagerung von Glycogen, das eine Schwellung der Leber verursacht und auch für die Erhöhung einiger Leberwerte verantwortlich sein kann.
Labor (Blutbild und Harnuntersuchung)
Zur Cushing-Diagnostik gehören immer auch ein Blutbild und eine Urinuntersuchung. Im Blutbild gibt es oft veränderte Werte, die auf Cushing hindeuten, wie z. B. erhöhte Leukozyten (Stressleukogramm), erhöhte Eosinophile, Neutrophile und Monozyten, erhöhtes Cholesterin, niedrige Lymphozyten, oft auch veränderte Leberwerte (ALT, AST, AP, Bilirubin).
Weitere Auskunft kann eine Harnuntersuchung aus dem Fachlabor geben. Viele Cushing-Hunde haben einen wenig konzentrierten Harn (niedriges spezifisches Gewicht), und manche neigen zu Blasenentzündungen, so dass auch eine bakterielle Untersuchung des Harns Sinn macht, so dass gezielt das entsprechende Antibiotikum ausgesucht werden kann.
Spezielle Tests
Zur Absicherung der Diagnose Cushing stehen mehrere Tests zur Verfügung. Diese Tests sind nicht nur teuer, sondern auch belastend für den Hund. Sie sollten daher nur gemacht werden, wenn viele der oben genannten Symptome einen begründeten Verdacht auf Cushing nahelegen. Dann empfehlen sich die folgendenTestverfahren:
1. Dexamethason-Suppressionstest
2. ACTH-Stimulationstest
3. Kortisol/Kreatinin-Quotient (Urintest)
Die Tests haben ihre Vor- und Nachteile. Es gibt falsch positive und falsch negative Resultate. Daher muss - auch bei positiven Testergebnissen - immer das gesamte klinische Bild des Hundes berücksichtigt werden, bevor die Diagnose Cushing gestellt wird.
Eine Anmerkung zum Urintest (Kortisol/Kreatinin-Quotient): Er ist der für den Hund am wenigsten belastende Test von allen und kann zuhause durchgeführt werden. Er ist allerdings nicht immer zuverlässig. Bei positivem Befund sollten daher auf jeden Fall weitere Tests durchgeführt werden; bei negativem Ergebnis, aber deutlichen Cushing-Symptomen wie Fellproblemen, gesteigertem Appetit und Durst ebenfalls. Falls Sie sich für diese Verfahren interessieren, schauen Sie bitte hier (Achtung: sehr fachspezifisch).
Welche Behandlungsmethoden gibt es?
In einigen Fällen des adrenalen Cushing (ausgelöst durch einen Tumor an der Nebenniere) kann eine Operation (Adrenalektomie) sinnvoll sein. Für einen solchen Eingriff gelten dieselben Voraussetzungen wie für alle Operationen:
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