Weitere Tests, bei denen Substanzen oral oder durch Injektionen zugeführt werden, um bestimmte Reaktionen des körpereigenen Cortisolaustoßes der Katze zu testen, dienen der letztendlichen Absicherung bzw. dem Ausschluss der Cushing-Diagnose.
Falls Sie sich für diese Verfahren interessieren, schauen Sie bitte hier (Achtung: sehr fachspezifisch).
Therapiemöglichkeiten
Operation
Operative Verfahren, die die ein- oder beidseitige Entfernung der Nebennieren oder des Tumors an der Hypophyse zum Gegenstand haben, werden zwar hin und wieder durchgeführt, sind aber wegen der hoch aufwändigen chirurgischen Spezialtechniken und vor allem wegen der post-operativen Komplikationen kaum zu empfehlen. Die Überlebensrate bzw. nachoperative Lebenserwartung waren bisher alles andere als viel versprechend.
Im Fall des hypophysären Cushing ist eine medikamentöse Therapie sinnvoll. Bis ca. 2005 wurden die Mittel Lysodren und Ketoconazol eingesetzt; welche allerdings oftmals starke Nebenwirkungen verursachten. Inzwischen hat sich das Medikament Vetoryl bewährt, das die Cortisolauschüttung im Organismus begrenzt. Dieses Präparat ist nur über den Tierarzt zu beziehen und existiert in verschiedenen Stärken. Für die Katze kommen insbesondere die 5mg und 10 mg -Präparate in Frage.
Achtung: Katzen mit Niereninsuffizienz oder mit schwerem Leberschaden sollten nicht mit diesem Medikament behandelt werden.
Wichtige Hinweise zur Therapie mit Vetoryl:
In sehr vielen Fällen wird Vetoryl anfangs zu hoch dosiert. Dies kann gefährliche Auswirkungen haben. Wenn die Katze unter Appetitlosigkeit, Erbrechen und/oder Durchfall leidet, apathisch wird und sich zurückzieht, dann kann dies an einer Überdosierung des Vetoryl liegen. Es kommt in diesem Fall zu einer Unterfunktion der Nebenniere, einer sogenannten Nebennierenrindeninsuffizienz (Addison). Dann sollte sofort der Tierarzt aufgesucht werden. Die Therapie mit Vetoryl sollte bei diesem Symptombild sofort für mindestens eine Woche abgesetzt und anschließend mit einer geringeren Dosierung fortgesetzt werden.
Im Fall einer Addison-Krise, die zum Tod des Tieres führen kann, muss sofort der Tierarzt aufgesucht werden. Die Katze muss dann Infusionen und eine Therapie mit einem Cortison-Präparat bekommen.
Die Anfangsdosierung von Vetoryl ist im Beipackzettel der Hersteller-Firma mit 2.2-6.7 mg/kg Körpergewicht angegeben. Da diese Dosierung nach den langjährigen Erfahrungen der Fachgruppe hundevital (in denen auch Halterinnen von Katzen mit Cushing-Syndrom Mitglieder sind) bei vielen Tieren zu den oben erwähnten Addison-Erscheinungen geführt haben, wird dort empfohlen, wesentlich niedriger einzusteigen. Die besten Erfahrungen wurden in der Group mit einer Einstiegssdosierung von 1-2 mg pro kg Körpergewicht gemacht. Auch bekannte Endokrinologen (Hormonspezialisten) empfehlen inzwischen einen niedrigeren Start mit dem Präparat Vetoryl. So z. B. Zeugswetter der Veterinär-Uni-Klinik Wien:
„Die Praxis hat gezeigt, dass bereits wesentlich geringere Dosierungen als im Beipackzettel angegeben ausreichen, wodurch die Nebenwirkungsrate auf 5 Prozent gesenkt werden konnte.“
Auch die Expertin für hormonelle und innere Erkrankungen, Frau Professor Reusch von der Vet-Uni Zürich empfiehlt bei kleinen Tieren unter 10 kg eine Anfangsdosierung von maximal 8 - 10 mg Vetoryl.
Laut einer Studie des amerikanischen Veterinärs Dr. Edward C. Feldmann war die durchschnittliche Anfangs-Vetoryl-Dosierung der an Cushing erkrankten und in seiner Studie getesteten Hunde 1,78 mg pro KG Köerpergewicht, aufgeteilt auf eine oder zwei Tagesgaben die optimale Einstellung.
Vetoryl sollte immer mit etwas Futter verabreicht werden.
Therapiekontrolle
Nach Beginn der Vetoryl-Therapie muss mithilfe von Kontrolltests regelmäßig überprüft werden, ob die Vetoryl-Dosierung noch stimmt. Daher wird nach etwa 10-14 Tagen mit unveränderter Dosierung ein Kontrolltest, der sog. ACTH-Stimulations-Test, durchgeführt. Es ist sehr wichtig, dass der Test 2-4 Stunden nach der Vetorylgabe stattfindet, weil in dieser Zeitspanne die höchste Konzentration des Medikaments erreicht wird.
Zudem empfiehlt sich eine Blutuntersuchung mit Kontrolle der Nieren- und Leberwerte sowie der Elektrolyte. Weitere Kontrollen der Dosierung sollten nach 3 bis 4 Wochen und - bei gleichbleibender Dosierung - danach alle 3 Monate stattfinden.
Bei unserer Lizzy hat die Vetoryl-Therapie sofort angeschlagen. Aber leider konnte sich ihre Haut nicht schnell genug erholen, so dass ihre Wunden am Ende nicht mehr behandelbar waren, ohne ihr große Qualen zuzufügen. Wir mussten sie gehen lassen. Sie war einmalig, und die Trauer um sie wird nie aufhören.
Für weitere Infos und Hilfestellungen melden Sie sich bitte in unserer Fach-Group hundevital an.
Anmerkung: Dieser Beitrag - sowie auch andere in diesem Portal - ersetzt keinesfalls den Besuch beim Tierarzt!

Quellen:
* Mueller, R.S. et al. (2005): Iatrogener Hyperadrenokortizismus und Hautfragilität bei zwei Katzen. In: Tierärztliche Praxis Kleintiere 2005 33 5:370-375
* Neiger, R. et al. (2004): Trilostane Therapy for Treatment of Pituitary Dependent Hyperadrenocorticism in 5 Cats. In: J Vet Intern Med 2004 18 160-164
*Reusch, C. E. (2011): Hyperadrenokortizismus. In: 42. Jahresversammlung der SVK, Interlaken, Switzerland, 19 May 2011 - 21 May 2011
* Rohrer Kaiser: C. (2005): Das Cushing-Syndrom bei der Katze
* Hämmerling, R. (2009) Praxis der endokrinologischen Krankheitsbilder bei Hund und Katze
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