Mitte des 18. Jahrhunderts begann die Züchtung des Terriers, der heute als Yorkshire Terrier oder auch liebevoll als Yorkie bezeichnet wird. Sinn und Zweck dieser kleinen Hunde war damals, in der nordenglischen Grafschaft Yorkshire die Städte und Industrieanlagen von Ratten und Mäusen zu befreien. Dazu brauchte man sowohl kleine, wendige Hunde, die noch in die hintersten Winkel und Verstecke vordringen konnten, als auch unerschrockene, eigenständige Jäger, die ohne Befehl agieren konnten.
Zwar ist dieses Erbe als Jagd- und Kampfhund in einigen Linien noch vorhanden, es wurde aber mit zunehmender Beliebtheit dieser kleinen Hunde züchterisch nicht mehr hervorgehoben, weil die meisten Menschen heutzutage keine Kampfhunde wollen - egal in welcher Größe -, sondern liebevolle und kuschelige Gefährten!
Sicherlich trägt auch das generell so wundervolle Haarkleid des Yorkshire Terriers dazu bei, das selektiv auf niedliches Aussehen und glatt fallendes, herrliches Fell verpaart wurde. Es versteht sich dabei von selbst, dass man keine Zuchttiere wollte, die offensichtlich raubtierhafte Wesenszüge hatten, sondern dass man Rüden und Hündinnen zur Zucht bevorzugte, die ein einnehmendes, freundliches Wesen hatten, anhänglich waren und sich auch im größeren Rudel vertragen konnten.
Wenn man das Wesen des heutigen Yorkshire Terriers betrachtet, fällt sofort auf, dass dieser kleine Hund nah beim Menschen lebt! Er hat meist neben seinem Körbchen auch einen Platz auf dem Sofa und darf bei vielen Yorkie-Eltern mit im Bett schlafen, weil er die Nähe so braucht!
Bei seinem heutigen Rassestandard von 2,4 bis 3,1kg Kg wird schnell klar, dass der Yorkie Schutz braucht! Man sollte seinem kleinen Hund z.B. beistehen, wenn es darum geht, potenziell gefährliche Hundebegegnungen zu meistern.
Und man sollte ihn vor Wind und Regen schützen, denn sein Haarkleid besitzt kein schützendes Unterfell - jeder Wassertropfen landet direkt auf seiner Haut. Hat es geschneit, bilden sich schnell Schneeverklumpungen in seinen Achseln und an seinen Beinchen, die es ihm fast unmöglich machen zu laufen. Man muss diese Schneeklumpen regelrecht mit dem Föhn oder mittels warmen Wassers auftauen, bevor das Haar wieder trocknen kann!
Ich sehe diese Bedürftigkeit bei meinen eigenen Hunden, denn zwei meiner drei Yorkies sind regelrecht wasserscheu, hassen die Kälte und würden freiwillig bei Regenwetter keinen Fuß nach draußen setzen! Locke ich sie dennoch aus dem Haus, stellen sie sich sofort unter dem Vordach unter, damit sie nicht nass werden. Selbst mit ihren Mäntelchen bekleidet finden sie keinen Geschmack an nassem und kaltem Wetter!
Durch das Zusammenleben mit meinen eigenen Yorkies ist mir mit den Jahren immer mehr bewusst geworden, wie einzigartig diese Winzlinge sind! Einerseits richtige Hunde mit eigenen Vorstellungen, wie ihr Leben aussehen solllte, so sind sie andererseits wie kleine Schatten. Sie sind immer da, wo ich gerade bin und würden mich am liebsten keine Sekunde lang aus den Augen lassen! Selbst wenn ich in meinem Wohnzimmer von einem Platz zum anderen wechsle, ziehen sie mit um. Sitze ich am Schreibtisch, liegen sie 5 Minuten später alle drei zu meinen Füßen in ihrem Körbchen. Und das nicht, weil ich sie dazu erzogen habe, sondern absolut freiwillig!
Als Hundetrainerin und Tellington Practitioner für Hunde sehe ich häufig anerzogenes Verhalten, und oft empfinde ich dabei einen gewissen Widerwillen, weshalb ich bei meinen eigenen Hunden auf jedes überflüssige Umformen verzichte und sie (im Rahmen) so lasse, wie sie sind! Sie können dort schlafen, wo sie möchten, und kuscheln, mit wem sie wollen. Deshalb weiß ich, dass sie nur selten jeder für sich liegen, sondern fast immer angeschmiegt an mich oder an eines ihrer *Geschwister*.
So, wie die meisten Yorkies nah bei ihren Menschen sein wollen, so trifft das häufig umgekehrt auch zu! Das war das erste, was mir vor vielen Jahren auffiel, bevor ich meine ersten beiden Yorkies zu mir holte: Yorkiebesitzer haben ständig die Hände an ihren Hunden, zupfen und glätten das Fell, schieben ihrem Yorkie Haarsträhnen von den Äuglein oder den Ohren weg oder dröseln kleine Knötchen im Fell auf! Vielleicht fällt dieses Verhalten des Yorkiebesitzers unter die Brutpflege, ich weiß es nicht.
Auf jeden Fall aber ist es enorm beruhigend, seinen kleinen Hund auf dem Schoß zu haben und sein Haar zu ordnen!Und unsere Kleinen brauchen diese Nähe, um glücklich sein zu können: Meine kleine Tyne rollt sich gern für ein Nickerchen in meiner Halsbeuge zusammen, seufzt entspannt und macht die Äuglein zu...!
Es gibt Menschen, die würden sich nie und nimmer für einen Yorkshire Terrier entscheiden. Aber für uns, die wir mit diesen kleinen, sensiblen Hunden leben, ist die Welt in Ordnung, wenn sie um uns sind - und umgekehrt ist es wohl genauso!
© Eva Gomez - Alle Rechte vorbehalten
www.fairbeauties.com
Unterstützung in Hundefragen hier:
Die Inhalte dieses Portals dürfen nur mit schriftlich erteilter Genehmigung der Autor*innen vervielfältigt oder woanders veröffentlicht werden. Anfragen dazu auf der Kontaktseite