Haben Hunde telepathische Fähigkeiten?

Haben Hunde telepathische Fähigkeiten?

Bewerten Sie diesen Artikel:
5.0

Das zwar nicht, aber „Der Hund kann Dinge, von denen man lange geglaubt hat, dass nur Menschen sie beherrschen“, sagt Harvard-Anthroplogin Juliane Kaminski.

Kein anderes Lebewesen, nicht mal der Affe, versteht es so gut wie der Hund, Mimik und Gestik des Menschen zu deuten und auch nachzumachen. Das hat der Haushund wohl in Jahrtausenden der Nähe zum Menschen gelernt, wie die Verhaltensforscher sagen. Zum Beispiel erlebt der Hund es nicht als Bedrohung, dem Menschen ins Auge zu schauen; beim Wolf ist das komplett anders. Der Hund erforscht die Mimik und die Gestik des Menschen und reagiert schon auf die kleinste Veränderung im Gesicht des Menschen oder auf die winzigste, kaum merkbare Handbewegung.

Ein Wolf käme gar nicht auf diese Idee, und es kann ihm auch nicht antrainiert werden. Das haben Versuche mit Wölfen gezeigt. Dieses ganze Repertoire an Kommunikationsmöglichkeiten hat der Hund sich übrigens von Anfang an selbst beigebracht; dafür war kein Training nötig.

Total witzig im wahrsten Sinne des Wortes: Bei Wölfen ist es ein Zeichen von Aggression, die Zähne zu blecken, während unsere Haushunde sich inzwischen so angepasst haben, dass sie durch Zähneblecken auch lachen und das des Menschen auch als Lachen verstehen.

Einige Forscher haben wissenschaftliche Belege dafür, dass Hunde sogar Gefühle wie Freude, Eifersucht und schlechtes Gewissen zeigen können und nicht, dass wir Menschen das nur in sie hineininterpretieren. Allerdings stelle ich auch fest, dass Hunde, die mit chaotischen Menschen zu tun haben, die mal "hüh" und mal "hot" sagen und sehr uneindeutig sind, es natürlich schwerer haben mit der Kommunikation. Je ruhiger man als Mensch ist und je gefestigter, umso stabiler ist auch das Kommunikationssystem mit dem Hund, umso besser versteht der Hund den Menschen. So kann es sein, dass ein Hund die kleinsten Gefühlsregungen seines Menschen erspüren kann. Und so kommt es auch, dass Hunde so unendlich wertvolle Stützen und Begleiter für Menschen sein und ihre Signale so schnell erlernen können.

Ich wundere mich immer wieder über das feine Sensorium meiner Hündin Alyssa: Ich will gerade aufstehen und mit ihr Gassi gehen. Wieso steht sie auf, bevor ich aufgestanden bin? Telepathie? Nein, es reicht, dass ich die Beine im Sitzen nebeneinanderstelle oder die Lesebrille abnehme oder den Computer ausmache. Außerdem darf man die Merkfähigkeit unserer Hunde nicht vergessen. Wenn man einen regelmäßigen Tagesablauf hat, dann kann es sein, dass der Hund wie programmiert wirkt. Ob Futter-, Gassigehens- oder Spielezeiten, wir brauchen dafür keine Uhr. Unsere Hündin sitzt parat, entweder an der Tür zum Gassigehen oder in der Küche zur Fütterung. Oder sie bringt ein Spielzeug an. Wir können davon ausgehen, dass die Uhrzeit stimmt, plus/minus wenige Minuten.

Und natürlich weiß sie auch, dass nicht sie gemeint ist, wenn ich mit einer der Katzen spreche. Klar, sie sieht, wen ich anschaue, sie bemerkt die Tonlage in der Stimme. Und, und....

Veröffentlichungen zum Thema:

* Feddersen-Petersen, Dorit U.: Ausdrucksverhalten beim Hund Mimik und Körpersprache, Kommunikation und Verständigung. Kosmos Verlag 2008
* Kaminski, J., Schulz, L. & Tomasello, M. (in press) How dogs know when communication is intended for them. Developmental Science. Blackwell Publishing Ltd 2011
* Pettersson, H., Kaminski, J., Herrmann, E. & Tomasello, M. (2011) Understanding of human communicative motives in domestic dogs. Applied Animal  Behaviour Sciences, 133 (3-4), 235-245
* Wobber, V. & Hare, B.  2009. Testing the social dog hypothesis: Are dogs also more skilled than chimpanzees in non-communicative social tasks? Behavioural Processes.  81(3), 423 - 428

© Victoria Caesar - Alle Rechte vorbehalten 

Unterstützung in Hundefragen hier:

Die Inhalte dieses Portals dürfen nur mit schriftlich erteilter Genehmigung der Autor*innen vervielfältigt oder woanders veröffentlicht werden. Anfragen dazu auf der Kontaktseite

Anzahl der Ansichten (6680)