Katzen können auch Cushing bekommen; allerdings erkranken sie daran eher selten. Da Katzen einen anderen Stoffwechsel haben als Hunde, sind einerseits die Laborergebnisse anders zu interpretieren und darüber hinaus gelten bei de Cushing-Tests nicht die gleichen Bedingungen für Katzen wie für Hunde.
Da die Diagnose eines Morbus Cushing äußerst schwierig ist, werden bei Verdacht auf diese Erkrankung möglichst viele Untersuchungsmethoden eingesetzt, so dass die oben beschriebenen klinischen Symptome erst mit Hilfe von Laboruntersuchungen, bildgebenden Verfahren und den Funktionstests in einen diagnostischen Gesamtzusammenhang gebracht werden können. Hier werden nun die einzelnen Testverfahren beschrieben:
Der ACTH-Diagnose-Test
Wenn eine länger andauernde Cortisonbehandlung vorausgegangen ist und die Katze typische Cushing-Symptome wie starken Durst und häufigen Harnabsatz zeigt, dann liegt die Vermutung nahe, dass ein iatrogener Cushing vorliegt, also ein Krankheitsgeschehen, dass durch äußere Einflüsse zustande gekommen ist. Für diese Situation ist der ACTH-Test der am besten geeignete Test.
Er ist darüber hinaus der einzige Test, der zuverlässig Addison, also eine Unterfunktion der Nebenniere feststellen kann. (Und er ist der Test, der zur Therapiekontrolle mit Vetoryl eingesetzt wird - s. weiter unten). Er eignet sich allerdings nicht, um einen primären Cushing - ausgelöst durch ein Adenom in der Hypophyse oder einen Tumor in der Nebenniere - zu diagnostizieren. Wenn also ohne vorausgegangene längerfristige Cortisonbehandlung Cushing-Symptome auftreten und der Verdacht auf Cushing naheliegt, dann sollte dieser Test nicht durchgeführt werden, schon alleine deswegen, weil er teuer ist und für das Tier eine Belastung darstellt.
Der Urin-Kortisol-Kreatinin-Ratio (Quotient)
Dieser Test kann, um aussagekräftig zu sein, nur unter Mitwirkung des Tierhalters durchgeführt werden; denn der für den Test benötigte Urin sollte zu Hause (im stressfreien Raum) entnommen und dann im Labor untersucht werden, da – wie eine Studie von Zimmer/Reusch ergab, der "mit einem Tierarztbesuch verbundene Stress zu einer deutlichen Erhöhung des UCC führen kann. Daher sollte der Parameter nur aus zu Hause entnommenen Urinproben bestimmt werden" (vgl. Zimmer/Reusch 2003).
Fällt dieser Test positiv aus, kann ein Morbus Cushing vorliegen; allerdings können auch andere Erkrankungen für eine Erhöhung der Werte verantwortlich sein. Andererseits kann ein Cushing ausgeschlossen werden, wenn dieser Wert im Normalbereich liegt. Daher ist die Durchführung dieses Tests bei Verdacht auf Cushing äußerst sinnvoll, da er weniger belastend als die Funktionstests ist und sich bei einem negativen Ergebnis weitere Testverfahren erübrigen.
Der Low-Dose-Dexamethason-Suppressions-Test
Der Dexamethason-Suppressions-Test soll die Hemmbarkeit der Hypophysenfunktion durch Unterdrückung der ACTH-Ausschüttung prüfen und dient zur Unterscheidung von hypophysärem und adrenalem Cushing. Eine geringe oder keine Suppression weist auf ein ACTH-produzierendes Hypophysenadenom hin; eine Cortisol-Konzentration von <40nmol/L nach 4 und 8 Stunden wird laut Neiger et al. bei Katzen als normal angesehen. Es gibt den Low Dose und den High Dose Dexamethason-Test. Da Katzen schlechter auf Dexamethason reagieren als Hunde, wird bei ihnen der HDDT gemacht. Das heißt, es werden nach einer ersten Blutentnahme 1,0 mg/kg Körpergewicht Dexamethason injiziert und nach jeweils 4 und 8 Stunden nochmals Blut entnommen, ins Labor geschickt und dort ausgewertet.
Der ACTH-Test als Therapiekontrolle
Nach Beginn der Behandlung mit Vetoryl müssen sowohl die Wirksamkeit des Medikaments als auch die Angemessenheit der Dosierung laufend überprüft werden; denn eine Überdosierung kann schwere Nebenwirkungen hervorrufen, während eine zu geringe Dosierung die Symptome möglicherweise nicht lindert.
Die Therapie-Überprüfung findet ebenfalls mit Hilfe des ACTH-Tests statt. Zu beachten ist hierbei, dass der Cortisol-Nadir sowohl bei Katzen als auch bei Hunden zwischen 2-3 Stunden nach Einnahme des Medikaments erreicht wird, weswegen die Blutabnahme zur Bestimmung des basalen Cortisols sowie die Injektion des ACTH innerhalb dieses Zeitraums stattfinden sollten.
Wie beim ACTH-Diagnose-Test sollte die Kontrollentnahme eine Stunde nach der ACTH-Injektion durchgeführt werden. Der Richtwert für die Post-ACTH-Cortisol-Konzentration liegt laut Nelson und Couto (2006) und Reusch (2011) zwischen 1,5 und 5 ug/dl. Weitere Kontrolltests, die immer dasselbe Zeitintervall nach Einnahme des Vetoryl einhalten müssen, erfolgen nach 1 – 2, nach 4 , nach 12 Wochen, und danach alle 3 Monate. Therapieziel ist eine: gute Kontrolle der klinischen Symptome, die post-ACTH Kortisolkonzentration sollte zwischen 40 – 150 nmol/l (1,5 – 5,0 g/dl) liegen.
Der PräPill-Test als Therapiekontrolle
Seit einiger Zeit gibt es die Möglichkeit, die Therapiekontrolle ohne den ACTH-Test durchzuführen. Bisher ist er allerdings nur bei Hunden erprobt. Dabei wird dem Hund vor und dann nochmals nach der Medikamentengabe Blut abgenommen. Ob der PräPill-Test auch bei Katzen durchgeführt werden kann, muss mit dem Tierarzt abgeklärt werden. Eine wichtige Voraussetzung für den Test ist eine relative Stressfreiheit. Daher kommt er für viele Tiere nicht in Frage.
Für weitere Infos und Hilfestellungen - auch bei Katzencushing - melden Sie sich bitte in unserer Fachgruppe hundevital an.
Quellen:
* Zimmer, C. und C. E. Reusch, Untersuchungen zum Kortisol-Kreatinin-Verhältnis im Urin (UCC) bei gesunden Katzen. Uni Zürich 2003
* Nelson, R. W. und Couto, C. G.: Innere Medizin der Kleintiere 2006, S. 850
* Reusch, C. E. (2011): Hyperadrenokortizismus. In: 42. Jahresversammlung der SVK, Interlaken, Switzerland, 19 May 2011 - 21 May 2011
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