Akromegalie bei der Katze

Akromegalie bei der Katze

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Was ist Akromegalie?

Schon am Ankunftstag fiel mir auf, dass Pino proportional zu seinem eher kleinen und gedrungenen Körper ein relativ großes Gesicht hatte. Und im Laufe der Wochen hatte ich das (natürlich subjektive) Gefühl, dass die Pfoten wuchsen. Nach vielen Tierarztbesuchen, verschiedenen diagnostischen Verfahren und Verdachtsdiagnosen  verdichtete sich die Vermutung, dass Pino Akromegalie hatte.

Die Akromegalie (akros = äußerst; mega = groß) kommt bei Katzen relativ selten vor.  Sie entsteht, wenn sich z.B. ein Tumor an der Hypophyse der Katze bildet, der viel zu viel Wachstumshormon (das somatotrope Hormon STH) ausschüttet. Durch das Überangebot an Wachstumshormon vergrößern sich Knochen, innere Organe und Bindegewebe.

Das Wachstumshormon wirkt dem körpereigenen Insulin entgegen (es ist somit ein Insulinantagonist). Die Folge davon ist, dass ein Diabetes Mellitus entsteht, der entweder gar nicht oder nur sehr wenig auf Insulingaben reagiert. In diesem Fall spricht man von einer Insulinresistenz.

Diagnostik der Akromegalie bei der Katze

- Äußerliche Untersuchung, ob Vergrößerungen an den Extremitäten feststellbar sind

- Untersuchung des Kiefers, ob die Katze ein spitzes Kinn hat und ob die unteren Fangzähne die oberen Fangzähne überragen

- Körperproportionen vergleichen

- Beobachtung der Blutzuckerwerte; bei einem Insulinverbrauch von mehr als 2,5 3 IE pro kg/KG /24 h, um den BZ unter die Nierenschwelle zu bekommen, liegt der Verdacht einer Insulinresistenz nahe

- Beobachtung des Fressverhaltens; Heißhunger und Unruhezustände mit gleichzeitiger Gewichtszunahme deuten ebenfalls auf Akromegalie hin, wenn noch andere typische Symptome dazu kommen

- Beobachtung der Atemgeräusche, da sich das Gewebe im Rachen verdicken und die Luftzirkulation behindern kann

- Differenzialdiagnostisch sollte eine andere Erkrankung der Lunge und des Rachens ausgeschlossen werden

- Sonografie der inneren Organe, um nach Vergrößerungen zu schauen; das Wachsen der Organe, der Knochen und des Bindegewebes hängt immer von der Schwere der Erkrankung ab

- IGF1- Konzentration im Blut testen lassen; dies erfordert jedoch gute Vorbereitung in der TA-Praxis. Das frisch entnommene Blut muss sofort zentrifugiert, schnellstens eingefroren und ohne Unterbrechung der Kühlkette ins Labor transportiert werden.

- CT oder MRT in Narkose, um nach einem Tumor im Gehirn zu suchen

- In der Fachliteratur wird angeregt, erst die Cushing-Testverfahren durchführen zu lassen

Behandlungsmöglichkeiten der Akromegalie

Operation

Die bei Menschen relativ übliche Entfernung der Hypophyse und des Adenoms wird bei Katzen sehr selten durchgeführt. Die einzige Tierklinik, die zurzeit eine Hypophysektomie bei Katzen durchführt, ist die Universitätstierklinik in Utrecht (NL).Nach Auskunft der dortigen Experten liegt die Mortalität bei 30-40%, wobei die Tiere bereits unter der OP sterben können, da durch die spezielle OP-Technik (durch den Gaumen) der Kopf so sehr überstreckt wird, dass es zu irreversiblen neurologischen Schäden kommen kann.

Tierbesitzern, die eine solche OP durchführen lassen wollen, sollten sich darüber im Klaren sein, dass mit Entfernung der Hypophyse sämtliche Funktionen des Organs ersetzt werden müssen.

Die Einstellung der operierten Tiere mit den fehlenden Hormonen ist sehr schwierig und erfordert eine intensive postoperative Betreuung durch fachlich versierte Tierärzte.

Ein insulinresistenter Diabetes mellitus ist nach einer OP oft verschwunden, leider aber nicht immer.

Unter dem Strich kommt unter Umständen nach einer OP eine Katze heraus, die sehr viel trinkt, frisst und uriniert, die adipös und aufgrund dessen träge und unbeweglich wird und unter diversen Folgeerkrankungen leiden kann.

Bestrahlung

Eine Therapie mit Kobalt-Strahlen wird für Hunde und Katzen nur in der Tierklinik Hofheim durchgeführt. Vor Beginn dieser Behandlung muss unbedingt ein CT oder ein MRT vorliegen. Rein praktisch gesehen ist die Durchführung der Strahlentherapie nicht einfach. Sie erfolgt im Durchschnitt mehrmals wöchentlich, was das Einquartieren der Katze mit Frauchen/Herrchen in einer Pension erforderlich macht, wenn man sein Tier nicht alleine lassen will, oder als Alternative die Aufnahme der Katze in der oben genannten Tierklinik.

Die Katze muss für jede Bestrahlung narkotisiert werden, weil sie sich natürlich während der Bestrahlung keinesfalls bewegen darf. Trotzdem kann es zu neurologischen Ausfallserscheinungen kommen. In der Literatur wird von Nekrotisierung von Hirngewebe und visuellen Ausfällen berichtet.

Die Erfolge dieser Therapie sind nicht von der Hand zu weisen. Teilweise kam es zum Schrumpfen des Tumors und nachfolgend zur Normalisierung des IGF 1 und STH. Der Diabetes hat sich bei mehreren Katzen zurückgezogen.

Medikamente

Eine medikamentöse Behandlung wird bei Menschen mit Somatostatin-Analoga durchgeführt. Bei Hunden soll der Einsatz dieser Medikamente ebenfalls zu Erfolgen geführt haben. Die Literatur berichtet über den Einsatz der Analoga bei Katzen in der Regel nicht positiv oder gar nicht.

Aus Utrecht wurde berichtet, dass die Medikamente ausgesprochen kostspielig sind (mehrere Tausend Euro im Jahr), weshalb es hierüber auch wohl wenig Erfahrungsberichte geben wird. Zudem erfordert auch diese Methode eine engmaschige Betreuung durch Fachleute, die hinreichend Wissen und Erfahrung über diese Behandlung und die Medikamente haben. Man sieht dort den Einsatz dieser Medikamente jedoch als weitere Möglichkeit einer Behandlung der Akromegalie bei Katzen.

Quellen:

1. Einsatz und Bedeutung der Radiotherapie bei Tumoren endokriner
Organe, Roswitha Dorsch, J. Hirschberger( Medizinischen Kleintierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München)
2. Acromegaly and hyperadrenocorticism in cats: A clinical perspective, Edward C Feldman, Richard W Nelson (University of California, Davis, USA)
3. persönliche Aussagen des Herrn H.S.Kooistra, Uni-Tierklinik Utrecht
4. http://www.tierklinik-hofheim.de/index.htm
5. Wikipedia

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