Bärchen Ramos

Bärchen Ramos

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Ramos, ebenfalls ein weißer Schäferhund mit etwas Samojedenblut und schätzungsweise 2003 in Spanien geboren, hatte auch kein schönes Schicksal, weil er wegen gesundheitlicher Probleme seines Herrchens ins Tierheim abgegeben wurde und anschließend in der Tötungsstation landete.

Er wurde zum Glück von deutschen Tierschützerinnen gerettet und nach Deutschland gebracht. Wir haben ihn im Internet gesehen und ihn gleich toll gefunden. So gingen wir ihn  zusammen mit Laika erst einmal "beschnuppern" auf seiner Pflegestelle. Aber das war Liebe auf den ersten Blick von allen Beteiligten, und so wurde er gleich mitgenommen.

Außer einer zuverlässigen Witterung für Wildtiere mit  dem entsprechenden Jagdtrieb brachte Ramos eine sichere Nase für Mülltonnen mit. Ansonsten war er wenig "zivilisiert". So kannte er keine Türen und Treppen oder die Geräusche von Telefon- und Türklingeln. Aber das war kein Problem: Bei allem half ihm seine neue "große Schwester", so dass er bald den Tagesrhythmus und die Gewohnheiten in seinem neuen Zuhause so verinnerlicht hatte, als hätte er nie woanders gelebt.

Ramos strahlte eine unglaubliche Ruhe aus und konnte lachen.

Er verstarb plötzlich und gänzlich unvorhergesehen am 02.10.2011.

Nach seinem Tod schrieb Klaus seine Erinnerungen auf:

Am Anfang stand ein mäßig gutes Foto im Internet. Was es genau war, kann ich heute nach ungefähr sechs Jahren nicht mehr sagen, aber so ist das nun mal bei mir mit der Liebe auf den ersten Blick. Es war glaube ich ein starkes spontanes Gefühl, denn ich rannte damit zu meiner lieben Frau, aufgeregt und euphorisch rufend: „Ich hab ihn gefunden!“

Wir schauten uns gemeinsam das Foto an und beschlossen spontan, den Kontakt über „www.familienlos.de - Hunde in Not suchen ein Zuhause“, herzustellen, um dann zu erfahren, dass Rocky -  so hieß er damals - schon vermittelt sei.

Ich war enttäuscht und zweifelte an meiner Wahl, den passenden Artgenossen für unsere oft unsichere Laika gefunden zu haben und suchte weiter vergeblich nach meinem Hund. Zwei, drei Wochen später - so genau kann ich das nicht mehr sagen - klingelte mein Telefon, und Biggi, die Chefin von „Familienlos“, war dran und wollte von mir wissen, ob ich denn schon einen Hund gefunden hätte, was ich verneinte.

„Rocky ist zurück; du kannst ihn haben, wenn du noch willst.“ „Wie kommt das, wie soll ich das verstehen, der war doch vermittelt?“ „Ja richtig, aber die Leute sind nicht mit ihm klar gekommen, sie haben ihn zurückgebracht, weil sie meinen, der Hund ist nicht zu bändigen und unerziehbar.“

So ungefähr lief das damals. Wir besprachen kurz und entschieden uns spontan, mit  Laika nach Bad Neuenahr zu fahren, um zu schauen, ob die beiden miteinander klar kämen. Auf der Fahrt dorthin trafen wir die Vereinbarung, dass nicht ich auf den Hund zugehen und entscheiden würde, sondern Laika und Victoria sagen sollten, ob Rocky zu uns passen würde oder auch nicht.

Als ich den großen Freilauf-Zwinger betrat und den nervösen, klapprig dünnen Hund zum ersten Mal sah, hatte ich große Mühe, meine Tränen, die seit der  Todesnacht am 02.10.2011mal mehr, mal weniger laufen, zurückzuhalten, denn ich wollte ja keinen Einfluss auf die Entscheidung für diesen Hund (und keinen andern) nehmen.

Der Kleine (so hab ich ihn später oft genannt) kam sofort auf mich zu und leckte meine Hand. Laika, die sonst oft abweisend gegenüber anderen Hunden war, verhielt sich eher interessiert, indem sie Rocky bodycheckmäßig mit ihrem Hinterteil im Vorbeigehen anstupste.

Victoria sagte "ja", und wir nahmen Rocky mit, den wir sofort in Ramos umtauften, um zu schauen, wie er sich gegenüber unseren drei Katzen verhalten würde. Unser Kater verhielt sich - wie immer gegenüber Hunden - respektlos, und die beiden Mädels versteckten sich erst einmal. Ramos waren unsere Katzen egal, nicht aber der Garten, und spontan begannen beide Hunde eine wilde Jagd um den Teich herum und wieder zurück.

Sah so Glück aus! Entschuldigt, dass ich schon wieder weinen muss. Aus dem unterernährten „unerziehbaren“ Hund wurde ein ruhiger ausgeglichener liebenswerter Hund. Wenn mein Hund nicht für mich da gewesen wäre ……, aber das ist eine andere Geschichte.

Sein plötzlicher Tod gestern Nacht, ohne lange Vorerkrankung, hat in mir die unterschiedlichsten Gefühle ausgelöst. Ich hatte in den letzten drei Tagen beobachtet, dass es Ramos nicht gut ging und dass er Schmerzen hatte. Wir fuhren am Sonntag in eine Tierpraxis nach Lohmar (die sich rühmt 24-Stunden-Notdienst zu machen), um Ramos untersuchen zu lassen, wobei mir im Gespräch mit der Ärztin mein Bauchgefühl gesagt hatte, die Dame ist nicht koscher. Wir blieben trotzdem da; es gab ja keine Alternative. Auf den Röntgenbildern wurde eine Nervenendzündung diagnostiziert und die Verdachtsdiagnose eines Milztumors geäußert, und Ramos bekam drei Spritzen mit Schmerzmitteln und Kortison.

Das Schmerzmittel sollte innerhalb einer halben Stunde wirken. Nach zwei Stunden fing Ramos an, sehr schnell zu atmen und zu speicheln. Ich habe dann die Ärztin angerufen in der Hoffnung, zu erfahren, was sie ihm gegeben hätte, und um herauszufinden, was jetzt zu tun sei, um seine Situation zu verbessern. Die Dame wimmelte erst mich ab und dann auch Victoria, die es nicht glauben konnte, was ich ihr berichtet hatte. Sie sagte uns, sie sei nicht mehr zuständig; wir sollten zu irgendeinem Notarzt fahren und legte einfach auf.

Victoria fand den Dienst habenden Notarzt, telefonierte mit ihm, und ich trug Ramos, der nicht mehr selber gehen konnte, ins Auto. Wir düsten von Porz einmal rund um Köln nach Ossendorf. Die Praxis war nicht einfach zu finden, doch dann parkte ich auf einem kleine Hof.

Victoria öffnete die Kofferrumklappe und sah sofort, dass mein Hund tot war. Ich kraulte ein letztes Mal seinen weichen pelzigen Kragen und schrie, weinte und war wütend auf mich und alle anderen, und hilflos und unendlich traurig zugleich. Die Menschen dort in der Praxis waren so mitfühlend und hilfsbereit, dass ich mich zurückziehen konnte. Ich konnte und wollte meinen Hund nicht mehr sehen noch anfassen. So wurde er dann von dem Arzt und seiner Helferin in die Praxis getragen. Er hat dann Ramos noch mal geröntgt, und dann kam er heraus zu mir ans Auto mit eine Spritze voller Blut und der Diagnose, dass Ramos´ Bauchhöhle voller Blut sei und dass dies mit sehr großer Wahrscheinlichkeit daher stamme, dass er einen geplatzen Milztumor hatte, woran er bestimmt sehr schnell gestorben sei.

Heute, der erste Tag ohne meinen Hund, wird bestimmt sehr schwer für mich; denn er ist überall, und ich vermisse ihn sehr. Auf dem Morgenspaziergang mit Laika kam mir der Gedanke, das nächste Mal übergehst du dein Bauchgefühl nicht. Doch was hätte es Ramos genützt? Nichts, denn er wäre so oder so gestorben, oder wir hätten ihn einschläfern lassen müssen, weil eine Heilung nicht mehr möglich gewesen wäre. Er ist am 02.10.2011 von uns gegangen.

Da fällt mir noch etwas ein: Im Tai-Chi-Kurs hat letzte Woche eine sehr freundliche 70-jährige Dame gesagt: „Ich habe in meinem Leben schon so viel erlebt, und immer, wenn ein Fenster zugeschlagen ist, dann ist woanders wieder ein neues aufgegangen.“

© Victoria Caesar  und Klaus Schampaul- Alle Rechte vorbehalten

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