Unser Abenteuer Direktadoption

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Nachdem unser letztes Hundepärchen leider innerhalb eines Jahres von uns gegangen ist, war trotz allen Schmerzes über ihren Verlust sofort klar, ohne Hund geht es nicht.

Nach einigen Wochen fingen wir also an, uns nach einem neuen Hundefreund umzusehen. Zwei Punkte standen sehr schnell fest: Es sollte sich wieder um einen Hund aus dem Tierschutz handeln, und da es so schön war, zwei Hunde gleichzeitig zu haben, sollte es ein Hundepaar werden. Da es Hundepärchen, die zusammen bleiben sollen, meist recht schwer haben, gemeinsam adoptiert zu werden, schauten wir gezielt im Internet nach solchen „Unzertrennlichen“.

Nach einer Weile sind wir dann im Zergportal auf Bijou und Balou aufmerksam geworden, zwei griechische Schwestern, die auf der Suche nach einem neuen Zuhause waren. Sie lebten in einer griechischen Pflegestelle auf Ägina, waren etwas über drei Jahre alt, katzenverträglich und laut Beschreibung freundlich zu allem und jedem.

Hier kann man ein Video der Mädels noch in Griechenland sehen:

https://www.youtube.com/watch?v=GhXUMaHfjoU&feature=youtu.be

Also haben wir Kontakt zu dem Tierschutzverein Animal Protection Aegina Agistri aufgenommen, hinter dem sehr nette und hilfsbereite Menschen stehen.

Eine Vorkontrolle konnte trotz Corona erfreulicherweise zeitnah bei uns stattfinden, und der Verein hatte sogar noch zwei Plätze im nächsten Flieger nach Deutschland für die Mädels frei.

Am 07.08.2020 landeten Bijou und Balou also in Berlin, und wir nahmen sie aufgeregt und glücklich dort in Empfang. Am Flughafen klappte alles sehr gut, auch wenn die Hunde coronabedingt an einem anderen Flughafen-Gate gelandet sind als üblich, und dadurch die Übergabe draußen stattfinden musste. Man durfte nicht zur Abholung in die Terminals. Die anwesenden Koordinatoren des Vereins waren ganz entgeistert, da diese Dinge im Vorfeld wohl nicht vom Flughafen/der Fluggesellschaft kommuniziert wurden. Es war ihre erste Überführung von Tierschutztieren aus Griechenland seit Ausbruch der Corona-Pandemie.

Aber da die Tiere als letztes ausgeladen wurden, war der große Menschenandrang zum Glück schon vorüber, so dass der Stress doch nicht so groß war wie befürchtet.

Die Hunde wurden dann unter einem großen Zelt - etwas abseits gelegen - vorsichtig aus ihren Boxen geholt und an ihre neuen Besitzer übergeben. Nur die adoptierte Katze musste natürlich sicherheitshalber in ihrer Flugbox ins neue Heim reisen.

Bijou und Balou waren sehr verschüchtert von der langen Reise, ließen sich aber problemlos auf den Arm nehmen und zum Auto tragen. Nach etwas Wasser und ein paar Leckerlis zur Stärkung haben sie die viereinhalbstündige Fahrt in ihr neues Heim sehr gut gemeistert. Sie wirkten erleichtert, dem stressigen Tag entkommen zu sein und haben sich sehr schnell hingelegt und gedöst.

Daheim angekommen haben wir sie in den Garten getragen, und da der hoch und sicher eingezäunt war, durften sie auch direkt ihre neue Umgebung erkunden. Das fanden sie toll und bewegten sich ganz selbstverständlich nicht nur im Garten, sondern auch anschließend im Haus. Sofa und Bett wurden unverzüglich erobert und kuscheln fanden sie ganz toll. Auch unsere Katzen haben sie problemlos akzeptiert.

Den ersten kurzen Spaziergang haben sie damals gut gemeistert. Keine Spur mehr von Schüchternheit, beide sind neugierig in ihre neue Welt marschiert. Von Leinenführigkeit hatten sie allerdings noch nichts gehört :-)

Nach wenigen Tagen stellte sich dann heraus, dass die Mädels zwar bei ihren Bezugspersonen extrem anhänglich und verschmust waren, vor fremden Menschen aber große Angst hatten.

Da wir sehr ländlich und ruhig wohnen, war das erstmal ein großer Schreck für uns bei den ersten Begegnungen unterwegs mit anderen Menschen. Damit hatten wir gar nicht gerechnet.

Mit Autos, Traktoren und Radfahrern hatten sie keine Probleme, aber wenn uns andere Menschen zu Fuß entgegenkamen, gerieten sie schnell in Panik und wollten flüchten. Engere Wege, z.B. schmalere Feldwege, Waldwege usw., waren im Begegnungsverkehr für sie ein Alptraum. Da half anfangs nur vorausschauend zu laufen und solche Engstellen möglichst zu vermeiden, umzudrehen oder sich notfalls in die Büsche zu schlagen. Eine normale Straßenbreite reichte so grade, dass sie fremde Menschen passieren lassen konnten. Unsicher und gestresst, aber noch händelbar.

Auch an Spaziergänge in einer normalen kleinen Siedlung war nicht zu denken. Wenn dort Kinder liefen, Menschen gegenüber in ihren Einfahrten standen usw. bereitete ihnen das zu großen Stress. Ihre Angst vor fremden Menschen saß leider tief. Zum Glück wohnen wir wie gesagt sehr ländlich, umgeben von Äckern und Feldern, so dass wir solche angstauslösenden Situationen relativ gut umgehen konnten.

Mit der Zeit gewannen die beiden Mädels langsam an Sicherheit, vor allem Balou hat nach und nach große Fortschritte gemacht. Sie übernahm nach mehreren Wochen unterwegs sozusagen die Führung, ging deutlich mutiger als ihre Schwester voran, so dass davon wiederum Bijou profitierte und sich das abschauen konnte.

Irgendwann waren auch engere Wege kein Grund mehr für Panik, und Spaziergänge durch Siedlungen oder eine Kleinstadt meistern die zwei Grazien mittlerweile auch. Balou ist jetzt, nach zwei Jahren, fast schon aufgeschlossen und nimmt von sich aus immer öfter auch zu fremden Menschen Kontakt auf und lässt sich manchmal sogar gerne streicheln.

Bijou wird vermutlich immer skeptisch bleiben, geht vorsichtig vielleicht mal schnuppern, wenn die Menschen sie optimalerweise einfach ignorieren, möchte aber nach wie vor nicht gerne angeguckt und angesprochen werden. Sie ist nicht mehr panisch, besteht aber auf ihrer Individualdistanz und lässt sich nicht von Fremden anfassen. Damit können aber alle Beteiligten gut leben, da der große anfängliche Stress für sie nicht mehr vorhanden ist.

Es war und ist ein langer Weg, der viel Zeit und Geduld erfordert, aber die beiden entzückenden Mädels machen uns unglaublich viel Freude. Jeden Tag bringen sie uns zum Lachen durch ihre lustige, liebe Art und haben uns ihre großen Hundeherzen anvertraut.

Balou, unser lustiger kleiner Kobold und Bijou, unsere Prinzessin Flausch :-)

© A. Berkenheger – alle Rechte vorbehalten

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